Wenn einer Musikgeschichte geschrieben hat, dann er: Miles Davis. Der 1926 geborene und 1991 mit 65 Jahren verstorbene Musiker prägte und beeinflusste den Jazz wie kein anderer Künstler im 20. Jahrhundert. Der Virtuose an der Trompete und begnadete Komponist gilt bis heute als Inbegriff der Jazzmusik. Er ist für den Jazz, was Elvis für den Rock’n’Roll, Johnny Cash für die Country-Musik und Bob Marley für den Reggae war: Krönung und zugleich Symbol einer ganzen Musikgattung. Und wie die der genannten Kollegen nimmt auch die Produktivität Davis‘ kein Ende.
Verschollen geglaubtes Werk
Auch die Musik des Trompeten-Virtuosen wird nach seinem Tod millionenfach gehört, weshalb Musikproduzenten etwa mit Kompilationen seiner größten Hits der Nachfrage nachzukommen versuchen. Im Fall von Davis geht die postmortale Publikation sogar einen Schritt weiter. Denn mit „Rubberband“ erscheint ein Studioalbum Davis‘, dass der Musiker zu Lebzeiten nach angefangener Arbeit nicht beendet hatte und das nun von den damaligen Produzenten endlich fertiggestellt wurde. In der Musikwelt wird die Veröffentlichung als Sensation gefeiert.
Davis hatte mit der Arbeit am Album im Oktober 1985 begonnen. Kurz zuvor hatte er nach 30 Jahren der Zusammenarbeit das Label Columbia Records zugunsten des Musikkonzerns Warner Bros. Records verlassen. Als Produzenten holte er sich Randy Hall und Zane Giles an Bord, die mit ihm die Platte in den Ameraycan Studios in Los Angeles aufnehmen sollten. Auch Gastsänger wie Chaka Khan und Al Jarreau sollten zur musikalischen Neuausrichtung des Jazz-Genies beitragen. Davis schwebte ein Album mit Stilelementen aus Funk und Soul vor. Der Plan sollte zu Lebzeiten des Musikers jedoch nicht verwirklicht werden. Die Arbeit wurde auf Eis gelegt und Davis wandte sich einem anderen Projekt zu, nämlich der Aufnahme des Jazz-Albums „Tutu“, während die Songs von „Rubberband“ in den Schubladen verschwanden.
Vollendung nach mehr als 30 Jahren
Mehr als 30 Jahren nach Beginn der Sessions und 28 Jahre nach dem Tod des legendären Jazz-Musikers haben die damaligen Produzenten Hall und Giles sowie Miles Davis‘ Neffe Vince Wilburn, Jr. „Rubberband“ endlich fertiggestellt. Das Ergebnis ist ein Studioalbum mit insgesamt 11 Songs. Als Gastsänger sind darauf Lalah Hathaway, Tochter der Soul-Ikone Donny Hathaway, die R&B-Sängerin Ledisi und Randy Hall zu hören. Bei den Instrumenten wird Trompeter und Keyboard-Spieler Davis von den Keyboardern Adam Holzman, Neil Larsen und Wayne Linsey, dem Percussionisten Steve Reid, dem Saxofonisten Glen Burris und dem Schlagzeuger Wilburn, Jr. begleitet.
Nach Jahren der Ungewissheit haben Fans nun also endlich die Möglichkeit, in den Genuss von „Rubberband“ zu kommen. Wenn die Platte am 6. September 2019 veröffentlicht wird, dann kann sie einem Fan vielleicht zum leckeren geburtstagskuchen als Geschenk überreicht werden. Sie erscheint als CD, LP und wird darüber hinaus digital erhältlich sein. Einen Vorgeschmack auf das Album hatten Fans des großen Jazz-Musikers bereits im April 2018 erhalten, als zum Record Store Day (21. April) eine EP von „Rubberband“ mit vier Songs veröffentlich wurde.