…sollte auch eine Musikbox im Wohnzimmer stehen haben.
Keine, in der CDs abgespielt oder die per USB oder noch besser Bluetooth bedient wird. Sondern eine Musikbox, an der man aus einer Liste von hundert oder zweihundert Titeln einen auswählt, die entsprechende Buchstabe-Zahl-Kombination auf zwei Tasten drückt und dann zusehen kann, wie ein Arm eine Platte aus der Trommel holt und diese auf einen sich drehenden Plattenteller legt, sich die Single-Platten in einer Trommel drehen. Dann hebt sich der Tonarm, setzt sich auf die Platte und nach einem kurzen Rauschen aus den Lautsprechern startet die Musik.
Kneipeninventar
Es gab Zeiten, da hatte jede Kneipe, die etwas auf sich hielt, eine solche Musikbox. Entweder gehörte sie dem Wirt oder ein Automatenaufsteller leerte die Geldbox regelmäßig. Manchmal kamen auch neue Singles in die Musikbox.
Nahe unserer Schule gab es eine Kneipe, die von den Gästen in „Q8“ umbenannt worden war, obwohl ein ganz anderer Name über der Tür stand. Drückte man „Q8“ auf der Musikbox, konnte man diese Platte kostenlos hören. Sonst waren dreißig Pfennig (fünfzehn Cent) für ein Lied, fünfzig Pfennig für zwei oder eine Mark für sechs Lieder in den Geldschlitz zu werfen. Ohne die Musikbox wäre die Kneipe für uns uninteressant gewesen. Sie war die Möglichkeit, die Musik zu hören, die gerade angesagt war.
Streamingdienste oder CDs waren zu dieser Zeit noch völlig unbekannt. Eine Musikbox gehörte zur Kneipe wie ein Geldspielautomat oder ein Flipper. Der Wirt konnte entweder direkt mit der Musikbox oder mit den Prozenten, die er vom Aufsteller erhielt, ein bisschen dazuverdienen. Er musste neben dem Bedienen der Gäste nicht auch noch eine Musikanlage bedienen. Die Gäste konnten unter hundert oder gar zweihundert Titeln selbst entscheiden, was sie hören wollten. Wenn jemand nicht das fünfte Mal hintereinander einen Song, zum Beispiel „Fox on the Run“, hören wollte, konnte es auch schon mal zu handgreiflichen Diskussionen kommen.
Musikboxen als Sammelobjekte
Nicht nur die Vinylplatte hat heute wieder Aufwind. Auch die Singles werden in Geschäften angeboten. Auf Trödelmärkten findet man kleinere und größere Single-Sammlungen und häufig ist es schwierig, sie für kleines Geld zu bekommen. Die besondere Stimmung, die beim Abspielen von Vinylplatten entsteht, ist mit digitalem Abspielen nicht zu erreichen. Die Musikboxen haben noch ein weiteres besonderes Flair. Auch dadurch, dass man bei den alten Modellen mit Glaskuppel genau sehen kann, wie der Abspielvorgang vor sich geht.
Die Musikboxen der Fünfziger- und Sechzigerjahre wurden mit viel Chrom und Licht ausgestattet. Sie leuchten, sie glänzen und manche blinken im Takt der Musik. Eine Ami K aus dem Jahr 1959 beispielsweise ist ein gutes Motiv, das auf einem T-Shirt oder Sweatshirt gut aussieht. Auf den Kleidungsstücken von Kids Brand Store findet man immer wieder Motive wie Autos aus dieser Zeit oder auch Musikboxen. Aber auch andere Musikboxen wie die Wurlitzer 1019 oder die Ami Peacock haben viele Lichteffekte.
Wenn die Automaten noch gut laufen, der Geldeinwurf noch funktioniert und die Box mit den Musikstücken aus der entsprechenden Zeit plus/minus zehn bis fünfzehn Jahren bestückt ist, hat man ein richtiges Schätzchen, das einen guten Sammlerwert hat und bei jeder Party das Highlight ist.